Mittwoch, 29. Juli 2009

Der Unfall!

Als ich morgens aufgewacht bin, war es schon 8:15 Uhr. Scheinbar hatte ich etwas Nachholbedarf, was ja auch kein Wunder war, denn die letzten Nächte bin ich nie vor Mitternacht in den Sack gekommen Der Nebel lag noch über uns und es war ein frischer Morgen. Wir Frühstückten erst mal ausgiebig und packten dann ein. Leo war als erstes fertig, da er besser vorbereitet war.
Um Punkt 10:00 Uhr waren wir wieder unterwegs die Straße war zwar feucht, so dass man etwa aufpassen musste, dass man nicht wegrutscht, aber wir machten flotte Fahrt. Langsam wurde es wärmer und die Straßen begannen trockener zu werden. In Tana kauften wir ein und wollten an einem Stand noch einen Renntierschinken erstehen. Dieser entpuppte sich aber als Lammschinken und den wollen wir nicht. So fuhren wir ohne Schinken weiter.
Ein paar Kilometer weiter kam dann mal wieder eine Baustelle, wo richtig gewerkelt wurde.
Der Untergrund war matschig und rutschig. Wir fuhren um Bagger, Laster und was weis ich noch für Maschinen rum. So etwas wäre in Deutschland undenkbar, da wäre auf jeden Fall eine Vollsperrung mit Umleitung nötig. Hier in Norwegen wurde nur seitens der Bauarbeiter darauf geachtet, dass keine Baumaschine in ein Fahrzeug fährt. Es ging auch nicht anders, es wäre keine Umleitung möglich, es war die einzige Verbindung.
Kaum aus der Baustelle raus, stand am oder besser im Straßengraben ein Wagen. Wir konnten nicht auf Anhieb erkennen was dort passiert ist, aber auf der hinteren von uns nicht einsehbaren Seite kniete eine junge Frau neben dem Wagen und sah drunter. Es sah so aus, als wenn sie zum Wagen gehörte und wir drehten um, da wir wissen wollten, ob wir helfen konnten. Es stellte sich heraus, dass sie gerade erst in den Graben gerutscht war und wir die ersten waren, die dort vorbei gekommen sind. Den Spuren nach zu urteilen war sie in der Kurve von der Straße abgekommen und ist Quer zur Fahrtrichtung über einige kleine Felsen in den Graben geknallt. Es war eigentlich ein Wunder, dass sich der Wagen nicht überschlagen hatte. Die Frau hatte ein Wahnsinns Glück gehabt. Es ging ihr gut, dass war schon mal das wichtigste. Der Wagen war ziemlich ramponiert. In der Pfütze unter dem Wagen schillerte es noch nicht ungewöhnlich und der Wagen lief noch. Er war vorn und hinten etwas in die Felsen geschlagen, müsste aber noch fahrtauglich sein. Allein würden wir ihn aber nicht aus dem Graben bekommen, dafür sind unsere Roller nun doch nicht ausgelegt. Um Glück kam ein älteres oder vielleicht auch eher altes Ehepaar daher und zwar mit einem Geländewagen, genau was wir jetzt brauchten. Der Alte war noch ganz fidel und hatte auch ein Abschleppseil dabei. Da beide Wagen hatten, wie es sich in Norwegen gehört, eine Anhängerkupplung und der Unglückswagen stand mit dem Heck zur Straße. Schnell waren die Wagen miteinander vertäut und mit etwas Unterstützung von mir war der verunglückte Wagen über einen weiteren Felsen aus dem Graben gezogen und stand nun wieder da wo er hingehörte, auf der Straße. Ich kuckte ihn mir nun genauer an, der Motor war intakt und dicht, die Lenkung ging auch noch. Die Spur war sicher nicht mehr gut, was aber im Moment niemanden interessierte. Die Reifen hatten alle noch Luft. Hinten hing die Stoßstange etwas und das Endrohr war etwas verbogen. Vorn war die Radverkleidung zum teil abgerissen und kam nun an den Reifen. Die vordere Stoßstange war teilweise unter den Wagen gedrückt, störte dort aber nicht weiter, der Querholm war etwas verbogen und im Abschlepphaken war ne acht. Alles nichts Schlimmes. Die Radverkleidung band ich nach vorn wieder fest und so verbunden würde der Wagen die 20 oder 30 Kilometer bis Tana halten, wo die Familie der Frau wohnte. Die Frau war zwar nicht gerade Glücklich, aber froh, dass sie wieder weiter fahren konnte. Wir wurden noch gefragt, in welche Richtung wir wollten, hatten aber die falsche Richtung. Vielleicht hätten wir ja noch einen Kaffee bekommen, aber ich glaube die Gute hat jetzt andere Sorgen. Wir verabschiedeten uns als letztes und sahen ihr noch nach, ob wirklich alles in Ordnung ist. Es schien aber so, denn sie war bald außer Sichtweite. Jetzt machte ich noch ein paar Fotos von der Unglücksstelle. Vorher mochte ich es nicht tun, dass verbot mir der Anstand.
Mit etwas Verzögerung fuhren wir weiter. Was wir jetzt brauchten, war eine Tankstelle und zwar dringend, sonst könnten wir nicht nach Lindesnes Fyr Fahren, dem Nördlichsten Leuchtturm auf Europäischem Festland. Vielleicht würden wir auch bald gar nicht mehr fahren. Wir fanden aber nur eine Tankstelle bei der man mit Karte bezahlen konnte. Bisher hatten wir uns vor solchen Tankstellen immer gedrückt, hatten jetzt aber keine Wahl, denn es gab keine andere in der Nähe. Nach der dritten Karte hatten wir es raus, wie es geht und tankten erst mal wider voll. Da der Sprit gerade so schön lief, tankten wir gleich beide Roller, bevor es irgendwelche Probleme geben könnte. So frisch betankt starteten wir dann nach Lindesnes Fyr und erreichten es ohne weitere Zwischenfälle.
Wir hatten diesmal Glück und ich konnte auf den Leuchtturm raufgehen und mir die „Lampe" und „Linse" mal genauer ansehen, wären dsich Lwo in das Café setzte und wartete. Ich war noch nie auf einem Leuchtturm und fand es sehr interessant. Ich musste allerdings zu Fuß hoch und nahm die Stufen, bis auf die letzten zwei, immer im Doppelpack. Ich bin halt ein faules Kerlchen. Ich sah mir alles in ruhe an und war erstaunt wie simpel so ein Leuchtturm aufgebaut ist. Als ich wieder unten war gab es erst mal etwas zu trinken und eine leckere warme Waffel mit Marmelade.
Nun wurde es auch langsam zeit, sich nach einem Schlafplatz umzusehen. Da wir ohnehin bis zur letzten Tankstelle wieder zurück mussten, hatten wir natürlich auf dem Hinweg gleich nach einem geeigneten Plätzchen Ausschau gehalten und sind auf einen Bau aufmerksam geworden, der aus verschachtelten Unterständen bestand, so angeordnet, dass man bei jedem Wetter immer einen geschützten Unterstand hatte. Wir fuhren bis dorthin zurück und bauten unsere Zelte ohne Außenzelt auf, da wir nur Schutz vor den Mücken brauchten. Bei der guten Gelegenheit reparierte ich gleich mein Zelt und bin mir sicher, dass es halten wird. Ich reparierte es mit Flickzeug für Isomatten und etwas Saemgrip, einem Kleber, mit dem man nahezu alles kleben kann.
Ich hatte mal wieder die Gelegenheit, meinen Bericht draußen im sitzen zu schreiben, habe aber leider keinen Empfang um ihn abzuschicken. Also wird er wieder etwas später abgeschickt werden müssen. Jetzt ist es wieder gleich Mitternacht und es gibt eine schöne Mitternachtssonne, die ich gleich mal fotografieren werde und dann hau ich mich auch hin. Leo schläft schon längst.


Wetter: morgens feucht, abends sonnig

Kilometerstand: 9550
Temperatur: 19°C

Position:
N 70°41`52``
O 27°28`49``